In der Wolboldstraße entsteht derzeit eine zukunftsweisende Baustelle. Sie dient der Erschließung mit Fernwärme, bei der Kunden mit einer Gesamtleistung von rund 500 kW angeschlossen werden. Im Rahmen dieser Arbeiten werden auch bestehende Leitungen für Wasser, Gas und Strom überprüft und bei Bedarf erneuert. Zudem werden Glasfaserleitungen verlegt, um die Infrastruktur optimal zu erweitern.
Baustelle Wolboldstraße: Innovative Fernwärmeerschließung mit Flüssigboden
Was macht dieses Projekt so besonders?
Zum Verfüllen des Baugrabens wird ein spezieller Flüssigboden verwendet, der direkt aus dem Aushub der Baustelle gewonnen wird. Dies spart nicht nur Ressourcen, da kein neuer Baustoff angeliefert werden muss, sondern reduziert auch erheblich Abfall, der ansonsten auf Deponien gelagert werden müsste. Der Einsatz von Flüssigboden erfordert jedoch modernste Technologie. Um den hohen Ansprüchen gerecht zu werden, wurde das Forschungsinstitut für Flüssigboden GmbH aus Leipzig mit der Betreuung der Baustelle beauftragt. „Ganz Nebenbei“ schaffen wir mit dieser Bauweise eine enorme CO2 Einsparung, den wir am Ende des Projekts mit ausweisen werden.
Der Ablauf: Vom Aushub bis zur Wiederverfüllung
Der ausgehobene Boden wird zunächst an der Tübinger Allee zwischengelagert. Dort wird er auf Schadstoffe untersucht und für die Weiterverarbeitung vorbereitet. Grobe Steine werden entfernt, und lehmige Brocken werden zerkleinert, um sie für die Flüssigbodenproduktion vorzubereiten. Das Forschungsinstitut erstellt eine genaue Rezeptur für die Mischung, die hauptsächlich aus dem Boden der Baustelle sowie Wasser und Tonmineralien besteht. Die fertige Mischung wird zur Baustelle transportiert und in den Graben verfüllt. Die Bodenuntersuchungen zwischen Aushub und Einbau können bis zu fünf Wochen dauern, was den größten Zeitaufwand des Projekts darstellt.
Umweltfreundliche Lösung mit großem Potenzial
Der Einsatz von Flüssigboden reduziert die Abfallentsorgung um 60-70%. Durch die Wiederverwendung des Aushubs wird der Eingriff in die Umwelt minimiert. Zudem werden mögliche Schadstoffe durch die Tonmineralien im Boden gebunden, was eine zusätzliche Umweltentlastung darstellt. Sollte der Flüssigboden wieder ausgebaut werden, kann er erneut verarbeitet werden.
Physikalische Eigenschaften und Stabilität
Flüssigboden kann an die spezifischen Anforderungen des Bauprojekts angepasst werden. Je nach Rezeptur können verschiedene Stabilitäts- und Dichtegrade erreicht werden – von wasserundurchlässigen Dämmen bis hin zu hohen Verbauwänden für die Erstellung von Baugruben. Unser Ziel ist es, die Eigenschaften des ursprünglichen Bodens möglichst genau wiederherzustellen.
Einsatzmöglichkeiten von Flüssigboden
Obwohl Flüssigboden nicht für jedes Bauprojekt geeignet ist, bietet er besonders bei großen Aushubmengen erhebliche Vorteile. Auch bei Hanglagen ist der Einsatz möglich, da der Boden im flüssigen Zustand eher an Lava als an Wasser erinnert und schon nach etwa 20 Minuten beginnt, sich zu verfestigen. Nach 2-4 Stunden ist der Boden bereits begehbar.
Dieses innovative Verfahren bietet nicht nur technische, sondern auch ökologische Vorteile und macht die Baustelle Wolboldstraße zu einem Vorzeigeprojekt für nachhaltiges Bauen.